Ein Kinderbuch, oder: Plastik sparen, 3D-Drucke neu starten

Während des Sommersemester 2020 gab es im Fab Lab einen Drucker, der konstant zum Testen abbestellt war. Der Drucker mit dem Namen “Hades” hatte als Auftrag für ein Kinderbuch als Versuchsobjekt zu dienen. Doch was hat ein Kinderbuch mit hochexperimentellen, Plastik spaarenden Techniken zu tun? Holen wir etwas aus.

Anfang dieses Sommersemesters, beschloss ich, ein Kinderbuch für 3D-Drucker zu entwickeln. Gemeinsam mit meinem Kommilitonen C. Ajiboye wurde daraus ein Handbuch das auf der einen Seite eine Geschichte erzählt, eine von Ursa, einem Mädchen, das den 3D-Druck durch “Learning By Doing” erforscht. Auf der anderen Seite standen dann jeweils Erklärungen wie Probleme die Ursa findet und welche Lösungsansätze sie dafür jeweils nennt.
Doch die letzte Seite war besonders:

In diese Seite war ein WLAN-fähiger (ESP32) Mikrocontroller eingebettet. Dieser konnte über seine Touchpins Berührungen fühlen. Diese Pins habe ich anschließend an Kupferflächen angelötet und unter der Seite versteckt. Einen Laserschnitt später sah man die Kupferflächen durchscheinen.

Dank dieser Flächen war es nun möglich dem ESP32 Befehle zu geben. Und Dank der Octoprint-Server war es dann möglich, den Druckern Befehle zu geben. Ja, ihr lest richtig, dieses kleine Buch hat eine Fernsteuerung für einen 3D-Drucker integriert.

Doch wozu das alles?

Einen 3D-Druck neu zu starten ist keine einfache Aufgabe, bisher gibt es unter sämtlichen Octoprint Plugins kein einziges das sich diese Aufgabe traut. Die Folge davon ist, dass beim Scheitern eines Drucks, welches die Sensoren nicht bemerken viel Zeit, manchmal Tage und auch bis zu kiloweise Plastik verloren gehen. Mit diesem Buch sollte das verhindert werden.

Ein Buch hat viele Vorteile: es ist schnell zur Hand, liegt oft da, wo man es haben möchte und die Software ändert sich nicht viel. Auch ist es leichter als ein Laptop und damit handlicher in der Bedienung. Noch dazu muss man es nicht hochfahren oder vorkonfigurieren. Das Interface ist einfach da.

Aber wie startet man jetzt mit einem Buch einen Druck neu?

Ein 3D-Druck ist gespeichert in Maschinencode. Dieser “Code” wird Zeile für Zeile geschrieben und nachher Zeile für Zeile ausgeführt. Also stellt eine Gruppe von Zeilen eine Schicht dar, denn ein 3D-Druck wird Schicht für Schicht ausgeführt. Scheitert nun ein 3D-Druck an einer Stelle könnte man die Befehle ab dieser Stelle erneut ausführen lassen. In der Datei, wie auch im realen Druck definiert sich dafür eine exakte Höhe. Diese Höhe könnte man zwar messen, doch weder mit dem Auge noch mit einem Lineal findet man diese Höhe genau. Mit dem 3D-Drucker selbst hingegen kann man die Höhe genau finden. Wie beim Kalibrieren alter 3D-Drucke kann man nun mit einem Stück Papier und der Spitze auf unter 0,1mm genau feststellen,wo ein Druck gescheitert ist. Man fährt also mit dem Buch in der Hand die Düse exakt über den Druck, fährt sie ganz langsam herunter und versucht mit einem dazwischengelegten Papier zu ertasten, ab wann die Düse den Druck berührt.

Der Drucker weiß dann, wenn er noch referenziert ist genau wo sich diese Düse befindet. Anhand dieser Höhe wird dann der Code aufgeteilt, die nötigen Initialschritte werden ausgeführt und dann druckt der Drucker wieder als hätte er nie aufgehört.

Ich will das auch

Nach diesem Semester habe ich nun die Zeit gefunden dieses Projekt als Plugin für Octoprint zu entwickeln. So braucht man kein eigenes Buch und kann es im Webinterface ausprobieren. Doch VORSICHT! Dieses Plugin ist hochgradig experimentell und hat auch schon einmal für die Beschädigung eines 3D-Druckers gesorgt. Ich übernehme keine Garantien oder Verantwortung für zukünftige Schäden und rate dazu immer mit der Hand über dem Notschalter zu schweben bis die erste Ebene wieder druckt und man sicher ist dass der Drucker an der richtigen Zeile arbeitet.

Euer Gerrit.

Fab Lab @Tag der Technik 2016

Am vergangenen Samstag fand in Siegen der siebte Tag der Technik statt. Unter dem Motto „ich erlebe Technik“ konnten die BesucherInnen an den Ständen die vielseitigen Formen und Möglichkeiten von Technik nicht nur bewundern, sondern gleich auch selbst ausprobieren. Das Gelände hinter dem Bahnhof neben dem Lokschuppen bot eine Erlebniswelt, in der Tradition und Zukunft zusammentrafen. Die Veranstaltung wurde vom „Regionalen Netzwerk Technik” organisiert, einem Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern und verschiedenen regionalen Organisationen. Neben Unternehmen aus der Region, der Feuerwehr und dem THW, hatte auch die Universität Siegen einen Stand, an dem wir vom Fab Lab zusammen mit dem Hackspace Siegen vertreten waren.

3D-Drucker

Im Gepäck hatten wir gleich drei 3D-Drucker – den Ultimaker, den Printrbot und Aya – einen selbstgebauten 3D-Drucker von Studierenden des Masters Human-Computer-Interaction. Neben mitgebrachtem Anschauungsmaterial, das zeigte, welche komplexen Modelle mit 3D-Druckern möglich sind, druckten wir auch kleinere Sachen live vor Ort, zum Beispiel Schlüsselanhänger in Form des Uni-Logos oder auch einen völlig funktionstüchtigen Rollgabelschlüssel. Zu unserer Freude war die Neugier und das Interesse der BesucherInnen groß, kannten die meisten 3D-Druck doch höchstens aus dem Fernsehen.

3D-Modell

Natürlich gab es auch an unserem Stand die Möglichkeit, Technik live zu erleben: Kinder und Jugendliche konnten ihr erstes eigenes 3D-Modell gestalten, direkt vor Ort drucken lassen und als Andenken mit nach Hause nehmen. Viele arbeiteten dabei in Teams und entwickelten mit viel Eifer und Mühe ganz unterschiedliche Modelle. Gespannt warteten sie im Anschluss vor dem 3D-Drucker und schauten ihren Modellen bei der Entstehung zu.

cytrill

Außerdem gab es die Möglichkeit den vom Hackspace Siegen entwickelten Spielecontroller Cytrill auszuprobieren, der die gleichzeitige Teilnahme von bis zu 32 Mitspielern an einem Spiel ermöglicht. Die Griffschalen der Controller wurden übrigens bei uns im Fab Lab gedruckt. Interessierte von klein bis groß konnten sich einen der zahlreichen Controller schnappen und eines der speziell für diesen entwickelten Spiele testen, wie eine Version von dem Spiel „Achtung die Kurve“ oder ein Autorennen.

Unser Fazit: ein spannender Tag mit interessanten Gesprächen und Erfahrungen, der uns viel Spaß bereitet hat. Im nächsten Jahr sind wir gerne wieder dabei. 🙂

3D-Druck für Kinder und Jugendliche in der Stadtbibliothek Kreuztal

Wir freuen uns sehr, dass die Möglichkeiten, die so ein Fab Lab bietet, sich langsam aber sicher herumzusprechen scheinen! Vor einiger Zeit kam die Stadtbibliothek Kreuztal auf uns zu und hat angefragt, ob wir nicht einige Workshops für Kinder und Jugendliche gemeinsam angehen sollten. Da lassen wir uns natürlich nicht zwei Mal bitten – gesagt, getan! Es stehen auf dem Plan:

  • Einführungsworkshop 3D-Druck
  • Arduino: Löten, Programmieren, Blinken, Basteln
  • Wearables – Technik zum Anziehen

Letzten Sonntag waren wir also bewaffnet mit zwei 3D-Druckern, einer Ladung freundlicherweise vom Lehrstuhl Pipek geliehenen Notebooks und einer gehörigen Portion Enthusiasmus für den ersten der Workshops in der Stadtbibliothek. Dort haben wir gemeinsam mit vielen Kindern und Jugendlichen an einfacher 3D-Modellierung mit 3D Slash experimentiert:


Die wahre Flut an kreativen, spannenden Projekten, die vollständig durch die Kinder und Jugendlichen gestaltet wurden, wurde dann natürlich auch direkt vor Ort 3D-gedruckt. Hier nur zwei der vielen Beispiele:


Der Workshop hat es auch in die Presse geschafft – nachzulesen auf derwesten! Übrigens: Ganz wie im Artikel erwähnt, geht es uns nicht darum, eine reine Ingenieurs-Generation heranzuzüchten. Wir sind uns lediglich ziemlich sicher, dass ein gewisses Basis-Wissen rund um (Computer-)Technologie in der modernen Welt vergleichbar wichtig ist wie andere Grundfertigkeiten, etwa das Lesen oder das Schreiben. Die spielerische, projektbasierte und experimentelle Herangehensweise über Workshops wie den hier vorgestellten kann unserer Ansicht nach helfen, dieses Ziel zu erreichen.

Wir stehen für Workshops und andere Formate der Zusammenarbeit immer gern zur Verfügung!